Führungsproblem Rückdelegation – „Monkey Business“
Kennen Sie das? Einer Ihrer Mitarbeiter spricht Sie im Aufzug an: „Haben Sie einen Moment Zeit? Es gibt da ein Problem im Projekt“. Ihr Mitarbeiter beginnt, den Sachverhalt zu erzählen. Sie sind allerdings auf dem Sprung und können keine adäquate Lösung anbieten. Also sagen Sie: „Gut, ich lasse mir etwas einfallen und komme auf Sie zu.“ Auf diese Weise haben Sie die Verantwortung für die Angelegenheiten Ihres Mitarbeiters übernommen.
Das Phänomen, das Mitarbeiter Aufgaben und Verantwortung nach oben abschieben, nennt sich in den USA „Monkey Business“. Der amerikanische Berater William Oncken benutzt hierfür die Metapher des Affen. Der Mitarbeiter bringt einen Affen auf der Schulter mit, im Verlauf des Gespräches hangelt sich dieser irgendwie zum Chef hinüber. „Who`s got the monkey?“.
Dabei dürfen sich Führungskräfte nicht, wie weit verbreitet, aus falschem Verantwortungsgefühl heraus in Details des operativen Tagesgeschäftes hineinziehen lassen. Denn ihre Aufgabe ist es, aus Visionen und Zielen Pläne zu machen und als Aufgaben auf die Mitarbeiter hinunter zu brechen.
Was also tun, wenn Mitarbeiter durch trickreiche Strategien die falsch verstandene Fürsorge des Chefs ausnutzen wollen?
Am leichtesten ist es natürlich, Monkeys stur abzublocken, indem Sie Ihren Mitarbeiter z.B. fragen: „Meinen Sie, ich soll nun Ihren Job erledigen? Allerdings kann dies die Tragfähigkeit der Beziehung belasten und Frustration erzeugen. Außerdem erhalten Sie als Führungskraft keine Informationen mehr. Es empfiehlt sich daher, einen sanfteren Kurs einzuschlagen:
Die Vorbereitung
Empfangen Sie jeden Mitarbeiter ohne Wenn und Aber. Wenn es jedoch klar ist, dass es sich um einen „Affenträger“ handelt, geben Sie ihm einen zweiten Gesprächstermin. Bis dahin soll er die relevanten Punkte schriftlich zusammentragen. Der Zwang er Schriftlichkeit und das Durchdenken des Themas führt häufig dazu, dass sich der Sachverhalt von selbst klärt.
Die halbe Stunde
Wenn Ihnen der schriftliche Weg zu förmlich ist, können Sie den Mitarbeiter auch einfach bitten, in einer halben Stunde wiederzukommen. In den meisten Fällen wird der Mitarbeiter die Zeit dazu nutzen, sich genauer vorzubereiten und ggf. selbst Lösungen zu erarbeiten.
Die beste Lösung: Monkeys wegcoachen. Dies bedeutet, langfristig den Mitarbeiter dabei zu unterstützen, Kompetenz und Selbstinitiative zu entwickeln. Dazu müssen Sie die Rolle des Coaches übernehmen. Er wird ähnliche Probleme dadurch in Zukunft besser handhaben und weniger Monkeys in Ihr Büro hineintragen.
Buchtipp: Nick Morgan, „Monkey Management”, Jan Roy Edlund, Monstestein und Vannerdat