Rituale – Steuerungsinstrumente im Management

24. Juli 2017 Alexander Wörlsinger Allgemein, Unternehmen Schlagwörter: ,

Befanden sich Rituale in Unternehmen in den letzten Jahren auf dem Rückzug, hat sich diese Entwicklung inzwischen umgekehrt. Von einer Renaissance der Rituale ist die Rede. Beförderungen, Verabschiedungen und Fusionen, die in der Vergangenheit eher still und banal über die Bühne gingen, werden wieder zelebriert und inszeniert.

Und das ist wichtig: Rituale sind die Lagerfeuer der modernen Organisationen. Denn: durch Fusionen, Akquisitionen, Outsourcing und Restrukturierungen verschwimmen die Unternehmensstrukturen immer mehr. Für die Beschäftigten geht dadurch ein Stück Heimat und Vertrautheit verloren – Rituale helfen, diese Leere zu füllen.

Dies gelingt sowohl über einen formalen Rahmen, also durch Betriebsfeste, Weihnachtsfeiern und Zeremonien. Zum anderen aber auch über Raucherzimmer, Mittagsstammtische in der Kantine oder bei der 10-Uhr-Pause vorm Kaffeeautomaten. Denn diese Rituale erfüllen soziale Funktion – sie schaffen Zugehörigkeit und ein Wir-Gefühl. Sie docken an den Gefühlen an und treiben stärker zur Aktion, als Verstand und Vernunft es je könnten.

Auch Erfolgsrituale haben ihre Berechtigung, denn sie fördern erwünschtes Verhalten und sind somit ein machtvolles Management-Tool. So wird z.B. in manchen Firmen in regelmäßigen Meetings über Erreichtes berichtet und mit Applaus gewürdigt. Dies klingt banal, ist allerdings zentral – aus zwei Gründen. Erstens: Erfolge müssen gefeiert werden, um verstanden, zugeordnet und wiederholt werden zu können. Zweitens: durch Erfolgsrituale wird das menschliche Grundbedürfnis nach Annerkennung befriedigt.

Arten von Ritualen in Unternehmen:

Gemeinschaftsrituale

Diese fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl der Belegschaft. Auf Betriebsfeiern wird eine gewisse Nestwärme vermittelt und der Stallgeruch der Mitarbeiter aufgefrischt.

Erfolgsrituale

Diese werden eingesetzt, um erwünschtes Verhalten zu belohnen. Typische Arten sind Prämierungen und öffentliche Würdigungen. Diese Erfolgsrituale sollen andere Personen oder Teams zur Nachahmung des Verhaltens anregen.

Übergangsrituale

Diese dienen der Bewältigung von Veränderungen. Ein Klassiker ist die Verabschiedung von Mitarbeitern in eine neue Aufgabe oder in den Ruhestand. Gefühlen wie Trauer wird Platz gegeben, und es wird ein Forum zur Verabschiedung bereitet.

Damit Rituale allerdings ernst genommen werden, dürfen sie nie reine Inszenierung sein, sondern müssen immer auch einen starken Bezug zur Unternehmenswirklichkeit haben.